Die Konstituierung eines Klassikers – Kanonisierung und Rezeption des Terenz von der republikanischen bis in die mittlere Kaiserzeit

Dissertation von Vincent Graf, gemeldet am 23.03.2020
Universität Leipzig, Institut für Klassische Philologie und Komparatistik

Der Komödiendichter Terenz († ca. 159 v. Chr.) nimmt in der römischen Literaturgeschichte eine herausragende Stellung ein: Er ist der einzige der sogenannten altlateinischen Schriftsteller und älteste römische Autor überhaupt, dessen Gesamtwerk wir besitzen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Terenz über den gesamten Verlauf der Antike hinweg als mustergültiger, mithin ‚klassischer‘ Bühnendichter verehrt und als Schulautor gelesen wurde. Die übrigen altlateinischen Autoren dagegen, die vor oder während Terenzens Lebzeiten schrieben, wurden ab der frühen Kaiserzeit von jüngeren Vertretern ihrer jeweiligen Gattung aus der Schule und damit zumeist auch aus der handschriftlichen Überlieferung verdrängt. In der Dissertation möchte ich den bemerkenswerten ‚Klassiker‘-Status des Terenz erklären, indem ich die Rezeption des Dichters bis zu dessen endgültiger Kanonisierung in der mittleren Kaiserzeit verfolge. Dabei werde ich aktuelle literaturwissenschaftliche Debatten über Kanonbildung und Klassizität für die Erforschung antiker Texte nutzbar mache.