Archäologische Grundbegriffe: Mosaik
Workshop am Institut für Klassische Archäologie,
FAU Erlangen-Nürnberg, 26.–27. Oktober 2023
Call for papers
Die Meisterschaft der antiken Mosaizisten bestand darin, die Welt der Dinge in kleinste Farbeinheiten zu zerlegen, um aus diesen Farbeinheiten wiederum überzeugende Bilder zusammenzusetzen. Mit diesem fundamentalen Verfahren nahm die Antike Strategien der frühneuzeitlichen Drucktechnik, des Impressionismus, des Pointillismus analoger Fernsehapparate und zuletzt der digitalen Displays der Gegenwart vorweg.
Die Palette der antiken Bildphänomene, die aus diesem Zerlegungsverfahren resultieren, ist außerordentlich breit: Während das Kieselmosaik in virtuoser Weise mit den individuellen Naturformen wassergeschliffener Steine operiert, generiert das spätere opus tesselatum abstrakte Raster aus kleinformatigen Farbquadraten. Im hellenistischen opus vermiculatum schließlich gelingt das Kunststück, aus rechteckigen Pixeln die lines of beauty menschlicher und tierischer Körperkonturen zu zaubern. Dabei werden stets die unterschiedlichen Materialeigenschaften von Stein, Glas und Gold mitgedacht und ausgeschöpft. Das byzantinische Mosaik erweitert das Repertoire der Gestaltungsmöglichkeiten abermals. Mithin überlagern sich in der technischen Vielfalt des antiken und byzantinischen Mosaiks unterschiedliche Herstellungsverfahren, Fragmentierung und Abstraktion, Analyse und Synthese.
Ziel des Workshops ist es, aus dieser komplizierten empirischen Vielfalt grundsätzliche Normen der vormodernen Bildproduktion abzuleiten – und damit neue Denkoptionen und Lösungen im Bereich der aktuellen digitalen Bildverfahren anzubieten.
Vortragsvorschläge werden bis 31. Juli an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erbeten. Reisekosten und Unterbringung eingeladener Teilnehmer werden übernommen. Der Workshop ist Teil des Projekts 'Vormoderne Bausteine einer Theorie des digitalen Bildes', gefördert im DFG-Schwerpunktprogramm 2172 'Das digitale Bild'. Besonders anregende Überlegungen werden zur Veröffentlichung in der neuen Zeitschrift für archäologische Aufklärung empfohlen.
Organisation: Prof. Dr. Andreas Grüner, Dr. Julian Schreyer
Die Workshop-Reihe 'Archäologische Grundbegriffe' nimmt Abschied von konstruktivistischen Paradigmen – und fragt nach einer neuen Relevanz der antiken Bilder und Objekte. Die räumliche, soziale und ökonomische Re-Kontextualisierung antiker Artefakte und ihrer Bedeutungen ist in den vergangenen Jahren zu immer höherer analytischer Präzision gelangt; der Wert des dadurch ermöglichten, enormen Erkenntnisgewinns steht außer Frage. Ausgehend davon versucht die Reihe, die durch Historisierung und Kontextualisierung ausgelöste, systematische Partikularisierung der archäologischen Befunde und ihrer Botschaften auf den Prüfstand zu stellen. Kann es gegenwärtig gelingen, die spezifischen Aussagen antiker Bilder und Objekte aus dem engen Gehege ihrer individuellen historischen Situationen zu befreien und in Normen und Strategien von weiterer Gültigkeit zu überführen?
Ancient mosaicists remastered the world of things by cutting it down to tiny units of colour and form – in order to reassemble convincing images. This fundamental approach anticipated early modern printing techniques, 19th century impressionism, the pointillist flicker of outdated television screens and, last but not least, the digitised images of our time.
The ancient process of decomposition and recomposition involved an extraordinarily wide range of pictorial phenomena. While early pebble mosaics operate in a masterful manner with natural forms of stones shaped by water, the later opus tesselatum presents fairly abstract raster images, made up of precise rows of tiny rectangles. The Hellenistic opus vermiculatum reconciles angular pixels with the smoothly curved lines of beauty tracing human or animal body contours. Material properties of stone, glass and gold are carefully considered and exploited. Byzantine mosaics transformed the repertoire of design options once again. In the technical versatility of Graeco-Roman and Byzantine mosaics, different production processes overlap: fragmentation and abstraction, analysis and synthesis.
Following the strategies of ancient mosaicists, our workshop aims to deduce fundamental norms of pre-modern image production; and might thus present new inspirations and solutions to the field of current digital image production.
If you wish to contribute a paper, please send a proposal to Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! by 31 July. Travel and accommodation costs for invited participants will be covered. The workshop is part of the project 'Premodern elements of a digital image theory', funded by the DFG Priority Programme 'The Digital Image'. Inspiring papers will be published in the new Zeitschrift für archäologische Aufklärung.
Organisation: Andreas Grüner, Julian Schreyer
In recent years, the spatial, social and economic re-contextualization of ancient artifacts has reached an impressive level of analytic precision and complexity. The workshop series 'Archäologische Grundbegriffe' (Archaeological Concepts) attempts to challenge the systemic particularization of our archaeological record – a particularization driven by endless data mining, historization, contextualization, and constructivist paradigms. In search for a new impact of ancient images and objects, we want to ask how to benefit from ancient messages under present conditions. Are we able to translate them into norms and strategies of wider concern, while appreciating their individual, historical situations?
FAU Erlangen-Nürnberg, 26.–27. Oktober 2023
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Die Meisterschaft der antiken Mosaizisten bestand darin, die Welt der Dinge in kleinste Farbeinheiten zu zerlegen, um aus diesen Farbeinheiten wiederum überzeugende Bilder zusammenzusetzen. Mit diesem fundamentalen Verfahren nahm die Antike Strategien der frühneuzeitlichen Drucktechnik, des Impressionismus, des Pointillismus analoger Fernsehapparate und zuletzt der digitalen Displays der Gegenwart vorweg.
Die Palette der antiken Bildphänomene, die aus diesem Zerlegungsverfahren resultieren, ist außerordentlich breit: Während das Kieselmosaik in virtuoser Weise mit den individuellen Naturformen wassergeschliffener Steine operiert, generiert das spätere opus tesselatum abstrakte Raster aus kleinformatigen Farbquadraten. Im hellenistischen opus vermiculatum schließlich gelingt das Kunststück, aus rechteckigen Pixeln die lines of beauty menschlicher und tierischer Körperkonturen zu zaubern. Dabei werden stets die unterschiedlichen Materialeigenschaften von Stein, Glas und Gold mitgedacht und ausgeschöpft. Das byzantinische Mosaik erweitert das Repertoire der Gestaltungsmöglichkeiten abermals. Mithin überlagern sich in der technischen Vielfalt des antiken und byzantinischen Mosaiks unterschiedliche Herstellungsverfahren, Fragmentierung und Abstraktion, Analyse und Synthese.
Ziel des Workshops ist es, aus dieser komplizierten empirischen Vielfalt grundsätzliche Normen der vormodernen Bildproduktion abzuleiten – und damit neue Denkoptionen und Lösungen im Bereich der aktuellen digitalen Bildverfahren anzubieten.
Vortragsvorschläge werden bis 31. Juli an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erbeten. Reisekosten und Unterbringung eingeladener Teilnehmer werden übernommen. Der Workshop ist Teil des Projekts 'Vormoderne Bausteine einer Theorie des digitalen Bildes', gefördert im DFG-Schwerpunktprogramm 2172 'Das digitale Bild'. Besonders anregende Überlegungen werden zur Veröffentlichung in der neuen Zeitschrift für archäologische Aufklärung empfohlen.
Organisation: Prof. Dr. Andreas Grüner, Dr. Julian Schreyer
Die Workshop-Reihe 'Archäologische Grundbegriffe' nimmt Abschied von konstruktivistischen Paradigmen – und fragt nach einer neuen Relevanz der antiken Bilder und Objekte. Die räumliche, soziale und ökonomische Re-Kontextualisierung antiker Artefakte und ihrer Bedeutungen ist in den vergangenen Jahren zu immer höherer analytischer Präzision gelangt; der Wert des dadurch ermöglichten, enormen Erkenntnisgewinns steht außer Frage. Ausgehend davon versucht die Reihe, die durch Historisierung und Kontextualisierung ausgelöste, systematische Partikularisierung der archäologischen Befunde und ihrer Botschaften auf den Prüfstand zu stellen. Kann es gegenwärtig gelingen, die spezifischen Aussagen antiker Bilder und Objekte aus dem engen Gehege ihrer individuellen historischen Situationen zu befreien und in Normen und Strategien von weiterer Gültigkeit zu überführen?
Ancient mosaicists remastered the world of things by cutting it down to tiny units of colour and form – in order to reassemble convincing images. This fundamental approach anticipated early modern printing techniques, 19th century impressionism, the pointillist flicker of outdated television screens and, last but not least, the digitised images of our time.
The ancient process of decomposition and recomposition involved an extraordinarily wide range of pictorial phenomena. While early pebble mosaics operate in a masterful manner with natural forms of stones shaped by water, the later opus tesselatum presents fairly abstract raster images, made up of precise rows of tiny rectangles. The Hellenistic opus vermiculatum reconciles angular pixels with the smoothly curved lines of beauty tracing human or animal body contours. Material properties of stone, glass and gold are carefully considered and exploited. Byzantine mosaics transformed the repertoire of design options once again. In the technical versatility of Graeco-Roman and Byzantine mosaics, different production processes overlap: fragmentation and abstraction, analysis and synthesis.
Following the strategies of ancient mosaicists, our workshop aims to deduce fundamental norms of pre-modern image production; and might thus present new inspirations and solutions to the field of current digital image production.
If you wish to contribute a paper, please send a proposal to Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! by 31 July. Travel and accommodation costs for invited participants will be covered. The workshop is part of the project 'Premodern elements of a digital image theory', funded by the DFG Priority Programme 'The Digital Image'. Inspiring papers will be published in the new Zeitschrift für archäologische Aufklärung.
Organisation: Andreas Grüner, Julian Schreyer
In recent years, the spatial, social and economic re-contextualization of ancient artifacts has reached an impressive level of analytic precision and complexity. The workshop series 'Archäologische Grundbegriffe' (Archaeological Concepts) attempts to challenge the systemic particularization of our archaeological record – a particularization driven by endless data mining, historization, contextualization, and constructivist paradigms. In search for a new impact of ancient images and objects, we want to ask how to benefit from ancient messages under present conditions. Are we able to translate them into norms and strategies of wider concern, while appreciating their individual, historical situations?