Naturkatastrophen, Epidemien, Plagen – und was sie mit uns anrichten
Interdisziplinäre Ringvorlesung Frühjahrssemester 2021
Universität Zürich
Gedanken aus der Antike im Dialog mit heute
Menschenleere Straßen, geschlossene Geschäfte, verlassene Schulen, stillstehende Züge, abgeriegelte Grenzen: Das Coronavirus hat im Frühjahr 2020 innert kürzester Zeit Verhältnisse geschaffen, die wir für kaum vorstellbar gehalten hatten. Angesichts einer Bedrohung, deren Gefährlichkeit niemand richtig einschätzen konnte, reagierte die Bevölkerung teils verängstigt, teils gelassen fatalistisch, so oder so aber radikal verunsichert. Worauf soll man noch vertrauen, wenn die Welt plötzlich unheimlich wird, wenn sie sich als doch nicht so beherrschbar erweist, wie wir meinten? Naturkatastrophen, Epidemien und Plagen haben die Welt auch in der Antike erschüttert. Sie trafen Gesellschaften, in denen ein Gesundheitssystem höchstens in Ansätzen entwickelt war und die deshalb ungleich verletzlicher waren als die heutigen. Und kaum jemand wusste, weshalb die Erde bebt, eine Stadt unter Asche verschwindet, Menschen plötzlich krank werden und dahinsterben. Wer war schuld und was sollte man tun? Die Deutungs- und Reaktionsmuster, die uns in den antiken Quellen begegnen, erscheinen bisweilen irritierend aktuell: Man sucht nach Sündenböcken, bevorzugt bei den Minderheiten in der Gesellschaft; Zweifel kommen auf an einem politischen System, dem man Versagen bei der Bewältigung der Krise vorwirft; von der Bevölkerung wird ein neues moralisches Verhalten gefordert, nachdem das frühere offenbar in die Krise geführt hat. Die Ringvorlesung möchte im Dialog mit der Gegenwart unterschiedliche Katastrophenphänomene, von Heuschreckenplagen über den Vesuvausbruch bis zu Pest und Klimawandel, in ihrem Verlauf beleuchten und insbesondere die politischen, religiösen und psychischen Reaktionen der Menschen in den Blick nehmen. Verschiedene disziplinäre Zugänge sollen nicht allein das zerstörerische Potential von Naturkatastrophen und Epidemien fassbar machen, sondern auch ins Bewusstsein rufen, welche Veränderungsprozesse in der Antike und gewiss auch heute durch sie ausgelöst werden können.
- Februar
Der Mensch im Angesicht von Katastrophen, gestern und heute
Dr. Dr. h. c. Peter Maurer, Präsident des IKRK, im Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h. c. Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts, und Prof. Dr. Christoph Riedweg, Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, Universität Zürich
- März
Naturkatastrophen im Alten Orient
Prof. Dr. Thomas Krüger, Theologisches Seminar, Universität Zürich
- März
Der Mensch und die Krise – evolutionärmedizinische und historische Perspektiven
Prof. Dr. Dr. Frank Rühli, Institut für Evolutionäre Medizin, Universität Zürich
- März
Naturkatastrophen in der Vesuv-Region – nicht nur 79 n. Chr.
Prof. Dr. Christoph Reusser, Institut für Archäologie, Universität Zürich
- März
Apotropäische Darstellungen von Katastrophen in der archaischen Musenkunst
Dr. Camille Semenzato, ZAZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich, Universität Zürich
- März
Schwankendes Recht und versagendes Wissen: Notlagen-Diskurse im klassischen Indien
Prof. Dr. Angelika Malinar, Asien-Orient-Institut, Universität Zürich
- April
Rom in Schutt und Asche
Prof. Dr. Anne Kolb, Historisches Seminar, Universität Zürich
- April
Nachbeben und Nachleben: Der Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. als Thema eines europäischen Dialogs
Prof. Dr. Ulrich Eigler, Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, Universität Zürich
- April
Die Justinianische Pest – Wahrnehmungen und Folgen
Prof. Dr. Andreas Victor Walser, Historisches Seminar, Universität Zürich
- Mai
Die Pest in Boccaccios «Decameron» – Antikes und Mittelalterliches
Prof. Dr. Johannes Bartuschat, Romanisches Seminar, Universität Zürich
- Mai
Katastrophen und Governance im Globalen Süden
Prof. Dr. Katharina Michaelowa, Institut für Politikwissenschaft, Universität Zürich
- Mai
Pandemie Archive Kino: Ein kleiner Parcours
Prof. Dr. Elisabeth Bronfen, Englisches Seminar, Universität Zürich
- Mai
Climate Change and the End of Empires
Podium mit Rupa Mukerji, Senior Advisor Adaptation to Climate Change, Helvetas, Prof. Dr. Kyle Harper, Institute for the Study of Human Flourishing, University of Oklahoma, und Prof. Dr. Andreas Victor Walser, Universität Zürich
Dienstag, 18.15 bis 20.00 Uhr
Weitere Informationen zur Durchführung: www.zazh.uzh.ch
Veranstalter:
ZAZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich
Organisation:
Prof. Dr. Christoph Riedweg
Prof. Dr. Andreas Victor Walser
Dr. Camille Semenzato,
Barbara Holler
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www.uzh.ch/ringvorlesungen