Geschichte
Literatur:
E. Mensching, Die Mommsen-Gesellschaft. Zu den Anfängen – ein Ausblick, in: Latein und Griechisch in Berlin und Brandenburg 48, 2004, 62-71 und 93-99, ND in: ders., Nugae zur Philologie-Geschichte XIV, 2004, 9-26.
Theodor Mommsen
Die Mommsen-Gesellschaft ehrt mit ihrem Name den großen Universalgelehrten Theodor Mommsen (1817 – 1903), der wie kein zweiter in seinen Forschungen die altertumswissenschaftlichen Disziplinen Geschichte, Philologie und Archäologie zusammengeführt hat.
Geboren in Garding (Schleswig), studierte er ab 1838 in Kiel, wo er sich auf die Lateinische Epigraphik und Rechtswissenschaften spezialisierte und 1844 mit einer Arbeit zum Römischen Recht zum Doctor Iuris promoviert wurde. Zwei Stipendien erlaubten ihm in den Jahren 1844 bis 1847 Reisen nach Frankreich und Italien. In Italien begann er mit der systematischen Dokumentation lateinischer Inschriften.
Ab 1848 bekleidete Theodor Mommsen verschiedene Professuren in Leipzig, Zürich und Breslau sowie an der Berliner Akademie. In Leipzig exponierte er sich 1848/49 als Vertreter liberaler Positionen und wurde aufgrund dieser politischen Aktivitäten im Jahre 1851 entlassen. Während seines Aufenthaltes an der Universität Zürich lehrte er Römisches Recht. Daran schlossen sich Lehraufträge in Breslau und Berlin (1858) an. Von 1861 bis 1885 war er Professor für römische Altertumskunde an der Universität Berlin.
In dieser Zeit organisierte oder begleitete er mehrere wissenschaftliche Großunternehmungen: Er begründete das Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) (1862), initiierte die Prosopographia Imperii Romani (PIR) und war Mit-Autor der RE (Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft). Zugleich verfasste er unter anderem zwei mehrbändige Werke zum römischen Staats- und Strafrecht, die bis heute maßgeblich sind.
Zeitlebens blieb er neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch politisch engagiert. Von 1863 bis 1866 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1873 bis 1879 Mitglied des Preußischen Landtags und von 1881 bis 1884 des Reichstags. Als Vertreter des Liberalismus stand er in dauernder Opposition zu Otto von Bismarck. Seit 1880 trat er dem wachsenden Antisemitismus entgegen.
Seine bedeutendsten Arbeiten sind die Römische Geschichte (1854 – 1856, 1885), für die er 1902 den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam, und das Römische Staatsrecht (1871–1887). Daneben sind ca. 1500 weitere Schriften von Theodor Mommsen bekannt, die sich u.a. mit der römischen Chronologie, den Münzen, dem Strafrecht und den antiken süditalischen Dialekten beschäftigen.