Vom 26. bis zum 27. Oktober 2013 hat das 3. Walter de Gruyter Seminar stattgefunden. Die Teilnahme am Seminar wurde auf der Homepage der Mommsen-Gesellschaft (im Folgenden: MG) Anfang Februar 2013 ausgeschrieben. Antragsberechtigt sind Junge Mitglieder der MG laut § 11 der Satzung. Aus dem Bewerberkreis wurden Anfang September auf Vorschlag der MG sechs Bewerber vom Moderator ausgewählt.
Mit Professor André Lardinois konnte als Leiter des Seminars nicht nur ein bekannter Gräzist, sondern vor allem auch der Leiter des renommierten niederländischen Doktorandenprogramms OIKOS gewonnen werden, welches für die Walter de Gruyter Seminare Vorbild war und ist. Das Thema des diesjährigen Seminars „Anchoring Innovation in Antiquity“ hat sich als höchst fruchtbar und erfolgreich erwiesen: Die analytische Figur der Verankerung des Neuen im Bekannten erlaubte es den TeilnehmerInnen, ihr jeweils spezifisches Dissertationsthema vorzustellen, dabei aber gemeinsam unter einer leitenden Fragestellung zu arbeiten, wobei gerade die unterschiedlichen Methoden der altertumswissenschaftlichen Fächer hier fruchtbar zusammenkamen.
Das Seminar fand zum dritten Mal in der Leucorea in Lutherstadt-Wittenberg statt. Die Organisation lag in den Händen der beiden im Vorstand der MG für die Nachwuchsförderung zuständigen Mitgliedern, Prof. Dr. Christoph Schubert und Dr. Christoph Lundgreen, die beide auch während der Tagung für organisatorische Fragen aller Art vor Ort waren. Teilgenommen haben folgende Jungmitglieder:
Alexander Free (LMU),
Markus Hafner (LMU),
Anna-Maria Kanthak (HU Berlin)
Carolin Purkop (Münster)
Hedwig Schmalzgruber (Wuppertal),
Katharina Wolf (Göttingen)
Ablauf
Zu Beginn begrüßte Dr. Christoph Lundgreen im Namen des Vorstandes der MG die TeilnehmerInnen, richtete die Grüße des 1. Vorsitzenden, Prof. Dr. Michael Erler aus und dankte vor allem Professor André Lardinois für seine Bereitschaft, die Moderation zu übernehmen. Der dann anschließende Impulsvortrag von Professor Lardinois zeigte das große Anwendungsfeld von „Anchoring Innovation“, das als Erklärungsfigur von den guttae an dorischen Tempeln, die ihre Funktion am neuen Tempel aus Stein längst verloren haben, aber von der vorherigen Holzbauweise beibehalten wurden, über die athenische Demokratie, deren Entwicklungsprozess in der Selbstwahrnehmung an einzelne, weise Männer geknüpft wurde, bis hin zur ganz allgemeinen Frage nach dem Umgang mit Veränderung und der Etablierung von Neuem reicht und damit sowohl für die Gegenwart als eben auch für das Gebiet des klassischen Altertums einen höchst innovativen und spannenden Ansatz bietet. Die thematische Spannbreite wurde dann auch in den folgenden Vorträgen deutlich, die höchst diverse Themen behandelten und dennoch immer exemplarisch an der Verankerung des Neuen im Alten ausgerichtet waren.
Im Rahmen des intensiven Programms wurden die jeweiligen Thesen der Jungmitglieder ausführlich diskutiert: Jedem Vortrag folgte ein gesondertes Ko-Referat und schließlich eine Bewertung durch Professor Lardinois, dessen anregende Moderation viel zur ertragreichen Atmosphäre und stimulierenden Diskussionskultur beitrug. Den Abschluss bildete eine Präsentation des Verlages de Gruyter durch Dr. Serena Pirrotta, die sich freundlicher Weise auf den Weg nach Wittenberg gemacht und sich einen ganzen Tag Zeit genommen hatte. Sie schilderte zunächst Geschichte und Aufbau des Hauses und gab einen Überblick über die große altertumswissenschaftliche Sparte von de Gruyter. Daran schloss sich ein spannender Ausblick zu den Bereichen open-acess, free-acess und Digital Humanities an, die angeregte Diskussion führte schließlich noch zu verschiedenen Tipps und einer persönlichen Beratung, wie eine Dissertation bei de Gruyter zu publizieren sei. Eine solche Informationsrunde hat im Rahmen der Walter de Gruyter Seminare zum ersten Mal stattgefunden und dabei ein sehr positives Echo gefunden, so dass Dr. Pirrotta für Ihren Besuch sehr zu danken ist.
Tagungsprogramm
Saturday October 26
09:00-09:15: Opening remarks by the Mommsen-Gesellschaft
09:15-10:15: Lecture by Prof. André Lardinois (Nijmegen), “Old and New in the Ancient World”.
10:30-11:45: Katharina Wolf (Göttingen), “Imitatio and Aemulatio in Catullus 64".
Respondent: Anna-Maria Kanthak
12:30-14:00: Tour around Wittenberg
14:00-15:15: Anna-Maria Kanthak (HU Berlin), “Obscuritas as Strategy in Commentaries on Technical Treatises”.
Respondent: Katharina Wolf
15:15-16:30: Markus Hafner (LMU Munich), “Lucian of Samosata and the Literary Style of the Second Sophistic”.
Respondent: Alexander Free
16:45-18:00: Alexander Free (LMU Munich), “Innovations in the Historical Thinking of Lucian of Samosata”.
Respondent: Markus Hafner
Sunday October 27
08:30-09:45: Hedwig Schmalzgruber (Wuppertal), “Anchoring Innovation exemplified in Latin Bible Epic”.
Respondent: Carolin Purkop (Münster)
09:45-11:00: Carolin Purkop (Münster), “Bishops and Holy Men as Mediators and Judges”.
Respondent: Hedwig Schmalzgruber
11:15-12:00: Final discussion
12:00-12:45: Presentation of Serena Pirotta of Walter de Gruyter Verlag
Fazit
Im Rahmen des 3. Walter de Gruyter Seminars hat sich (erneut) gezeigt, wie produktiv eine intensive und interdisziplinäre Diskussion in kleiner Runde und fast intimer Atmosphäre sein kann. Hier bildet dieser Typus des Seminars – gerade auch durch das Training der englischen Sprache – ein im deutschsprachigen Raum einzigartiges Konzept zur Förderung des qualifizierten akademischen Nachwuchses. Den Rückmeldungen der TeilnehmerInnen zu Folge haben diese eine Fülle von Anregungen und Hinweisen für die eigene Arbeit erhalten. Darüber hinaus ist vereinbart worden, mit Professor Lardinois bezüglich der jeweiligen Qualifikationsarbeiten in Kontakt zu bleiben. Geplant ist auch, einen weiteren Austausch im Rahmen von OIKOS anzustreben, wo zur Zeit ein großes Forschungsprojekt zum Thema „Anchoring Innovation“ vorbereitet wird.
Die Begeisterung der diesjährigen Teilnehmer und die bereits eingegangen Nachfragen nach dem Thema des nächsten Jahres bestärken die MG darin, dieses erfolgreiche Konzept weiterzuführen. Ein entsprechender Antrag liegt der Stiftung Walter de Gruyter vor.