Konkurrenzbeziehungen zwischen Senatoren und Principes in der frühen römischen Kaiserzeit

Dissertation von Merle Ernst, gemeldet am 23.09.2022
Leibniz Universität Hannover, Historisches Seminar

Feindschaft, Opposition – oder Konkurrenz? Ältere sowie jüngere Studien zu Spannungen zwischen Senatoren und Principes sehen deren Ursache in 'Rivalität', 'Feindschaft' oder 'Opposition'. Demgegenüber konzeptualisiert mein Promotionsprojekt die in den Quellen aufscheinenden Spannungen zwischen Senatoren und Principes sowie zwischen senatorischen Familien und der domus Augusta in Anlehnung an die Soziologen Georg Simmel und Theodor Geiger als 'Konkurrenz'. Denn im soziopolitischen System des römischen Principats war die Stellung des jeweiligen Princeps prekär und von der Akzeptanz verschiedener gesellschaftlicher Gruppen abhängig. Und indem der Princeps betonte, fest im senatorischen Kontext verankert zu sein und seine eigene Macht im Umgang mit den Senatoren bewusst 'selbstbeschränkte', wurde er vergleichbar, herausforderbar und übertreffbar. Das daraus resultierende Verhältnis zwischen dem Princeps und einzelnen Senatoren soll an ausgewählten Fallbeispielen der augusteisch-tiberischen Zeit untersucht werden, welche Tacitus an prominenter Stelle in den Annalen als Konkurrenten des Tiberius und damit potentielle Principes benennt.