Abschied von der Sammlung Wallmoden
Wertvolle römische Skulpturen verlassen Göttingen
Seit 1979 beherbergt das Archäologische Institut der Universität Göttingen eine besondere
Kostbarkeit: die Skulpturensammlung des Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden (1736–1811). Wallmoden war ein unehelicher Sohn des britischen Königs Georg II. August, des Gründers der Göttinger Universität. Er wurde zusammen mit den königlichen Prinzen am Londoner Hof erzogen, bereiste 1765/66 Italien und erwarb dort zahlreiche Kunstwerke, darunter über 50 Marmorskulpturen aus römischer Zeit. Die zunächst in Hannover ausgestellte Sammlung ist die älteste private Sammlung antiker Skulpturen in Deutschland. Nach dem Tode Wallmodens wurde sie von der königlichen Familie erworben und ist noch heute Eigentümer des Hauses Hannover. 1979 gelangte sie als langfristige Leihgabe nach Göttingen, wo sie seither im Archäologischen Institut ausgestellt ist und eine wichtige Ergänzung zur berühmten Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen, einer der weltweit größten Einrichtungen ihrer Art, darstellt. Jeden Sonntag sind beide Sammlungen von 11 bis 16 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich.
Fotos: Stephan Eckardt, Archäologisches Institut der Universität Göttingen
Zum 250. Jubiläum der Sammlung erschien ein umfangreicher wissenschaftlicher Katalog unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Fittschen, der die Wallmoden’schen Antiken 1979 nach
Göttingen geholt hatte, und Prof. Dr. Johannes Bergemann, dem heutigen Inhaber der
Professur für Klassische Archäologie an der Georg-August-Universität (Katalog der
Skulpturen der Sammlung Wallmoden, herausgegeben von Klaus Fittschen und Johannes
Bergemann unter Mitarbeit von Daniel Graepler, Joachim Raeder, Friederike Sinn und
Christiane Vorster; Aufnahmen von Stephan Eckardt, München: Biering & Brinkmann, 2015).
Kurz nach Erscheinen des Katalogs beschloss der heutige Eigentümer der Sammlung, Erbprinz Ernst August von Hannover, sieben besonders prominente Stücke nach England zu verbringen. Nun hat er den Leihvertrag auch für die übrigen Exponate gekündigt. Bereits am 1. Juni 2023 sollen sie in ein Depot in der Nähe von Hannover verbracht werden. Ob und wann die Skulpturen wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein werden, ist gegenwärtig ungewiss.
Nach 44 Jahren geht damit ein wichtiges Kapitel im Göttinger Kulturleben zu Ende. Damit sich alle Kunstinteressierten von diesem archäologisch, kunstgeschichtlich, aber auch für die niedersächsische Landesgeschichte außerordentlich wertvollen Ensemble antiker Skulpturen angemessen verabschieden können, veranstaltet das Archäologische Institut am 13. und 14.
Mai ein Aktionswochenende mit Führungen, Vorträgen und mit einer eigens für dieses
Ereignis konzipierten Theaterperformance des Göttinger Schauspielers Götz Lautenbach.
Weitere Besichtigungsmöglichkeiten bestehen am 21.5. und voraussichtlich auch am 28.5., jeweils von 11 bis 18 Uhr.
Abschied von der Sammlung Wallmoden
Aktionswochenende am 13./14. Mai 2023
Programm
Samstag, 13. Mai
- Uhr Daniel Graepler:
Seit 44 Jahren in Göttingen: Die Skulpturen der Sammlung Wallmoden und ihre Bedeutung für die archäologische Forschung
- Uhr Götz Lautenbach und Philipp Schlöter:
„I did it con amore“. Rudolf Erich Raspe und die Sammlung Wallmoden. Eine Theaterperformance
- Uhr -Rest. Jorun Ruppel:
Die Sammlung Wallmoden aus der Sicht einer Restauratorin
Sonntag, 14. Mai
- Uhr Dr. Johannes Bergemann:
Graf Wallmoden und seine Galerie römischer Imperatoren. Führung durch die Sammlung Wallmoden
- Uhr Götz Lautenbach und Philipp Schlöter:
„I did it con amore“. Rudolf Erich Raspe und die Sammlung Wallmoden. Eine Theaterperformance
- Uhr Dr. Martin Langner, Marta Kipke, Thorben Langer (Institut für Digital Humanities):
3D-Dokumentation der Sammlung Wallmoden
- Uhr Julie Achilles, Iris Depreux, Aaron Herbst, Sarah Knies, Carolin Pilz:
Studierende des Archäologischen Instituts präsentieren ihre Lieblingsstücke aus der Sammlung Wallmoden
Ort:
Sammlung Wallmoden, Archäologisches Institut, Rückgebäude (Eingang im Hof)
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Kontakt:
Saskia Stude, Sekretariat des Archäologischen Instituts
Tel. 0551-3927502, E-Mail: